Wir sind Philos, Lamond und Seppstock. Hier findet ihr farbenfrohe Bilder, kleine Sprechblasen und unsere Meinung dazu.

Sonntag, Februar 04, 2007

Gunsmith Cats

InDeeVee: Februar 2007

Autor/Zeichner: Kenichi Sonoda, Egmont Manga & Anime; abgeschlossen in 4 Bänden; je € 12,-.

Es ist mal wieder Zeit für eine neue Ausgabe von InDeeVee und diesmal stelle ich euch nach Lady Snowblood einen weiteren Manga vor. Für mich kann ich dabei in Anspruch nehmen, dass es „walking down tue memory lane“ heißt, denn der Comic um die Waffenkatzen war auch gleich mein erstes Erlebnis mit den Manga. Die meisten Leute würden hier wohl Serien wie Akira, Sailormoon, Dragon Ball oder Naruto angeben, aber bei mir war es halt Gunsmith Cats.

Damals – 1996 – war das, als ich in meinen Stammladen ging und mein Blick auf diese ungewöhnlich aussehende Reihe fiel. Vier Bände waren damals bei Ehapa/Feest erschienen und der erste davon wurde kurzerhand mitgenommen. Dass ich am nächsten Tag, nach erledigter Lektüre, erneut in den Laden ging, um die drei weiteren Bände zu erwerben, spricht dann wohl für sich, denke ich.

In der Serie selbst geht es um die beiden Mädels Rally Vincent (19 Jahre) und Minnie-May Hopkins (17 Jahre), die relativ erfolglos ein Waffengeschäft in Detroit betreiben. Um sich den kargen Lebensinhalt etwas aufzubessern verdingen sich die beiden auch noch als Kopfgeldjäger. Rally ist dabei die Schusswaffenexpertin, während May eine Meisterin im Umgang mit Sprengstoff ist.
Da die Gegner der Katzen nicht von schlechten Eltern sind, stehen ihnen einige Freunde zur Seite, die im Verlauf der Serie auch zahlenmäßig zunehmen. Da wäre zum einen Roy Coleman von der Polizei, der Rally gerne Aufträge zusteckt und auch ansonsten an ihr interessiert zu sein scheint. Becky Farrah ist eine gewiefte Informantin, die sich ihre Dienste jedoch teuer bezahlen lässt. Ken Takizawa hat Beziehungen zur Unterwelt, ist Mays Lehrmeister und gleichzeitig ihre große Liebe. Misty Brown ist eine Diebin, der Rally einst aus der Klemme geholfen hat.

Und dann wäre da noch Bean. Bean Bandit. Kurierfahrer für jeden, der genug Geld hat und deshalb auch schon mal auf der „Gegenseite“.

Die Serie lief von 1991 bis 1997 in der japanischen Anthologie Monthly Afternoon des Kodansha Verlages und brachte es auf 8 Bände.

So sehr Rally ein Waffen- und Autonarr zu sein scheint, so sehr scheint auch ihr Erfinder, Kenichi Sonoda, diesen Hobbys zu frönen. Wenn innerhalb der Serie eine Pistole auftaucht, so wird diese bis ins kleinste Detail dargestellt und oftmals auch beschrieben, worin ihre Vorteile liegen. Genauso verhält es sich mit den Fortbewegungsmitteln. Sonoda steckt eine Detailverliebtheit in die Serie, die schon fast nicht mehr feierlich ist und an Baupläne erinnert. Auch mit Fachbegriffen wirft er nur so um sich, die jedoch Gott sei Dank erklärt werden.

Doch diese Liebe zum Detail wirkt sich in keiner Weise auf die Dynamik des Mangas aus. Und von der benutzt der Zeichner reichlich.

Die Serie strotzt nur so vor Energie, die Figuren wollen regelrecht die Grenzen der Panels durchbrechen, die halsbrecherischen Verfolgungsjagden lassen den Atem stocken und das Storytelling des Mangaka sucht seinesgleichen. Man wird als Leser einfach mitgerissen.
Vor allem wenn man das Alter der Serie berücksichtigt, so muss man neidlos zugeben, dass der Comic kein bisschen antiquiert wirkt.

Sicherlich bleibt bei diesem Tempo die tiefgründige Geschichte etwas auf der Strecke, aber dafür kann man sich ja auch andere Manga wie Naru Taru, Eagle oder Monster kaufen. Die GSC wollen vor allem eins – unterhalten. Und das machen sie auf höchstem Niveau. Ein Bonuspunkt sind dabei natürlich die sympathischen Figuren, die man allesamt sofort ins Herz schließt.

Auch die Erotik kommt nicht zu kurz – und zwar deftig. Nacktszenen sind keine Seltenheit, aber auch explizite Sexszenen findet man über die Serie verteilt. Gewaltlastig ist die Serie zudem auch, was aber nicht wirklich überraschen sollte. Zarten Gemütern ist der Comic damit auf keinen Fall zu empfehlen.

Gunsmith Cats erschien hierzulande gespiegelt (die Japaner lesen von hinten nach vorne und von rechts nach links) in 19 großformatigen Bänden bis 2001 und ist eine der wenigen Serien, die in diesem Format auch bis zum Schluss durchgezogen worden (obwohl auch hier der Verlage zum ein oder anderen Zeitpunkt erwogen hat, die Serie nicht fortzusetzen).

Das Format war einfach vom Preis/Leistungs-Verhältnis unter aller Kanone und wurde dank Carlsen mit ihren originalgetreue aufgemachten Manga (Taschenbuch; ungespiegelt) in einer zweiten Manga-Offensive effektiv versenkt.

Außerdem stammten die Druckvorlagen von Dark Horse (wo die Serie von 1995-2001 erschien) und aufgrund dessen fiel eine Seite dank der Zensur der Amerikaner zum Opfer (für die Heftausgabe. Das amerikanische Trade verfügt über diese fehlende Seite)

Eine Bonusgeschichte erschien dann noch in der Anthologie Manga Power und in den USA als Einzelausgabe.

Nach dem Ende der Reihe widmete sich Sonoda dann seinem nächsten Projekt – Cannon God Exaxxion, einem Science-Fiction-Comic mit noch stärkerem Erotikeinschlag. Das allerdings floppte zumindest bei uns kläglich. Aber auch in Japan hat sich der Autor längst wieder den GSC zugewandt und seit 2004 erscheint der Nachfolger Gunsmith Cats Burst.

Im Januar 2007 war es dann endlich soweit und EMA (wie der Egmont Konzern mittlerweile sein Mangalabel nennt) begann mit einer Neuveröffentlichung der Reihe im Taschenbuch, ungespiegelt und unzensiert. Eine Veröffentlichung von „Burst“ steht leider noch nicht fest, hängt aber sicherlich von den Verkaufszahlen der Neuedition ab.

Bleibt zum Schluss nur noch zu erwähnen, dass man die Katzen auch auf dem Bildschirm bewundern kann. Bereits 1989 erschien die OVA (Original Video Animation; Trickfilm direkt für den Videomarkt) Riding Bean, die praktisch der Prototyp der GSC ist, jedoch in vielen Punkten vom Manga abweicht.

Eine waschechte GSC OVA gab es dann 1995 in drei Teilen, einfach Gun Smith Cats genannt. Diese erzählt zusammenhängend eine große, komplett neue Geschichte.
Bei uns erschienen beide Projekte sowohl auf VHS als auch auf DVD bei OVA Films und zumindest die DVD der Gun Smith Cats ist mittlerweile ein gesuchtes Sammlerstück.

Gunsmith Cats
1995-2001; 19 Bände
Albumformat, gespiegelt

Manga Power Bd. 1
2002
Das letzte Kapitel

Gunsmith Cats – Revised Edition
Seit 2007; 4 Bände geplant
ISBN: 978-3-7704-6647-4 (Bd. 1)

Neuauflage im Originalformat, ungespiegelt, unzensiert und neu übersetzt


Björn Steckmeier a.k.a. Der Grammaton Kleriker